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Transformatives Wohnen

Hanna Brown, Absolventin am fatuk, hat mit ihrer Masterarbeit vom Sommersemester 2024 erfolgreich den 2.Platz des wa aktuell awards 2025 – Transformatives Wohnen belegt. Das Projekt beschäftigt sich mit Wohnraumschaffung im Bestand der Cité Emile Dubois in Paris.

Lebensraum Stadt.
Cité Emile Dubais


Am nordöstlichen Stadtrand von Paris liegt die Gemeinde Aubervilliers im Departement Seine-Saint-Denis. Hier siedelten sich im 19. Jahrhundert Migrationsströme auf der Suche nach Arbeit und günstigem Wohnraum an und sorgten für die Urbanisierung des Ortes. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem industriellen Niedergang ab 1950 war Aubervilliers von der Armut noch stärker geprägt als zuvor. Daher wurde beim Wiederaufbau auf sozialen Wohnungsbau in Form von Hochhäusern und Wohnriegeln gesetzt. So auch bei der Cité Emile Dubais von den Architekten R. Lopez und R. Boudier aus dem Jahr 1954. In vier Wohnriegeln und sieben Hochhäusern standen 800 Wohnungen für die sozial schwache Bevölkerung zur Verfügung.

Der herausgegebene Städtebauplan der NPNRU sieht den großflächigen Abriss der Cité Emile Dubois und deren Ersatz durch Neubauten vor. Da in sozial schwachen Regionen Abriss und Neubau jedoch meist zur Verdrängung der Bewohner führen und die in den Vorstädten von Paris gewachsene Kultur nicht noch weiter ausgegrenzt, sondern akzeptiert und unterstützt werden sollte, macht dieses Konzept den Gegenvorschlag. Der Bestand soll erhalten und saniert werden, um zu zeigen welche Chancen sich auch im Bestand noch bieten, und um der Cité und ihren Bewohnern eine neue Zukunft zu sichern.

Das Konzept sieht vor, den Charakter des Städtebaus von 1954 zu erhalten und zu stärken. Dabei soll der runde Baukörper, der das Einkaufszentrum beinhaltete, nach Norden wieder geschlossen werden und mit einer Umnutzung zum Kindergarten eine neue Zukunft bekommen. Alle Gebäude der Cité werden aufgedämmt und mit einer hinterlüfteten Wellblechfassade neu eingekleidet. Die Wohngebäude werden mit neuen Grundrissen ausgestattet und eine öffentliche oder gemeinschaftliche Erdgeschossnutzung wird ergänzt.

Die Wohnriegel sollen durch jeweils einen Laubengang an den Fassaden in Richtung der Grünfläche ergänzt werden. Dieser schafft als Erschließungs- und Balkonfläche eine vertikale Verbindung von den Gebäuden zum grünen Außenraum. Zudem ermöglicht der Laubengang ein flexibles System an durchgesteckten Wohnungen.

Die charakteristischen Treppenhauskerne der Bestandserschließung werden zwar beibehalten, jedoch als Lichthöfe für die anliegenden Wohnungen umgenutzt. Durch diese Lichthöfe wird eine dreiseitige Belichtung der Wohnungen ermöglicht und es wird ein Kamineffekt erzielt, bei dem die warme Luft aus dem Gebäude nach oben abzieht und durch kalte Frischluft ersetzt wird.

Da die Wohnfläche in den Türmen recht gering war, sollen diese Richtung Süden alle mit einem Stahlanbau erweitert werden. Dieser wird als Wintergarten ausgeführt, der flexibel als Balkon oder als extra Raum für die angrenzenden Zimmer genutzt werden kann. Um sich in ihrer Kubatur
deutlicher von den Riegeln zu unterscheiden, werden die Wohntürme mit zwei Geschossen in Holzbauweise aufgestockt. In diesen Geschossen werden WG-Wohnungen angeboten, während in den anderen Geschossen durchgesteckte 1- bis 3-Zimmer-Wohnungen angeboten werden.

 

 

Jurybeurteilung
Die Verfasserin stellt sich mit ihrer Arbeit sowohl der sozialen Frage des Wohnens als auch der des Umgangs mit dem baukulturellen Erbe des Großwohnsiedlungsbaus der 1950er-Jahre. Dem geplanten Abriss und Neubau der Cité Emile Dubois setzt sie eine behutsame Sanierung und Erweiterung entgegen. Der städtebauliche Entwurf erhält glaubhaft den Charakter der 50er-Jahre-Siedlung am Stadtrand von Paris.

Wohnraum wird in behutsamer Umbaukultur ergänzt und flexibilisiert. Das Nutzungskonzept mit gemeinschaftlicher Erdgeschossnutzung und sozialer Infrastruktur ist geeignet, die Lebensqualität der Bewohner*innen zu verbessern. Die Qualität der erweiterten Wohnungsgrundrisse macht Lust auf Wohnen in der Cité Emile Dubois. Vom Städtebau bis zu den Wohnungsgrundrissen präsentiert sich der Entwurf in einer filigranen und feinfühligen Darstellung.

 

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