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Ost-West-Achse Köln

Die wichtige Verkehrsachse verbindet die rechtsrheinischen Stadtbezirke über die Deutzer Brücke in annähernd linearer Führung mit Heumarkt, Neumarkt und Rudolfplatz und reicht bis zum inneren Grüngürtel und darüber hinaus – und sie ist das Thema der Master Thesis am fatuk im Sommersemester 2023. Kurz vor der Abschlusspräsentation sprechen wir mit Prof. Alexander Bartscher, Lehrgebiet Architektonische Darstellung und Entwerfen (ADE), der die Aufgabe konzipiert und herausgegeben hat.

Herr Bartscher, welchen Bezug haben Sie zur Stadt Köln?

Ich bin in Bonn geboren, dann jedoch im Kölner Süden aufgewachsen. Von dort aus war die Kölner Innenstadt dank Bus und Bahn die erste, die ich als Jugendlicher intensiver erlebt habe. Insofern gibt es auch biografische Berührungspunkte bei dieser Aufgabenstellung.

 

Welche Bedeutung hatte damals die Ost-West-Achse der Stadt für Sie?

Die habe ich damals kaum wahrgenommen. Viel prägender, vor allem für Leute aus dem Süden der Stadt, war und ist die Nord-Süd-Fahrt. Diese ist auch im Sprachgebrauch der Kölner verankert, sie symbolisiert die Nachkriegsplanung, wohingegen die Ost-West-Achse nicht für etwas Besonderes steht, sondern einfach „nur da“ ist, eine notwendige Infrastruktur, ein Unort, der zwar hin und wieder interessante Aufweitungen hat, aber man verbindet damit kein „Erlebnis“. Gleichwohl ist es eine historisch wichtige Achse, die parallel zum römischen Straßensystem verläuft.

 

Als Grundlage für das Thema der Master Thesis dient ein aktuelles Planungsverfahren der Stadt Köln. Worum geht es dabei?

Der Rat der Stadt hat eine Planungsgemeinschaft damit beauftragt zu prüfen, wie die Verkehrswende, also die Stärkung des ÖPNV, in diesem wichtigen Straßenzug umgesetzt werden kann. Kurz gesagt, geht es um die Frage, ob der zusätzliche Bahnverkehr künftig in einem Tunnel verlaufen oder auf Straßenniveau organisiert werden soll. Welche Veränderungen ergeben sich daraus für den Auto-, Rad- und Fußgängerverkehr? Das ist ein langwieriger, komplexer Prozess, an dem alle Ämter und viele Fachplaner:innen beteiligt sind.

 

Ihr Lehrgebiet ADE wirkt daran ebenfalls mit?

Die genannte Planungsstudie ließ lange Zeit außer Acht, welche Auswirkungen die Neustrukturierung des Verkehrs auf den Stadtraum haben wird. Irgendwann war erweiterte Expertise aus den Disziplinen Städtebau, Architektur und Freiraumplanung gefragt und seit 2022 begleitet unser Lehrgebiet das Team. Wir haben dadurch vielfältige Einblicke in kommunale Kommunikations- und Entscheidungsprozesse erhalten.

Wie gut muss man die doch recht spezielle Kölner Stadtgeschichte kennen, um diese Aufgabe seriös lösen zu können?

Wer sich einmal intensiver mit der Planungs- und Baugeschichte der Nachkriegszeit in einer deutschen Großstadt beschäftigt hat, wird feststellen, dass die städtebauliche Problemlage in Köln ähnlich ist wie die in Hannover, Stuttgart oder Hamburg. In unserer Aufgabenstellung haben wir den Absolvent:innen vier recht unterschiedliche Standorte entlang der Ost-West-Achse angeboten, auf die sie mit einer selbst definierten Bauaufgabe reagieren können. Und es blieb ihnen überlassen, welche Entwurfsentscheidung sie treffen, ob es um das Einfügen in den Bestand geht oder ein heroische Neubau-Solitär entstehen soll. Gut durchdacht und begründet muss natürlich jeder Vorschlag sein.

 

Sogar das Raumprogramm war freigestellt. Überfordert so viel Freiheit nicht?

Die Befürchtung habe ich nicht. Die Final Thesis bzw. die Diplomaufgabe sollte mehr sein als das Ausfüllen einer vorgegebenen Form. Es wird interessant sein zu sehen, wie die Absolvent:innen mit dieser Freiheit umgehen, ob das erlernte Rüstzeug dafür genügt oder ob bzw. wo es zu einer Überforderung kommt. Die präsentierten Resultate werden uns also indirekt auch Auskünfte über die Tauglichkeit der bisherigen Lehr- und Lernkonzepte am Fachbereich Architektur geben.

 

Das Gespräch führte Nils Ballhausen.

 

 

 

 

Die Abschlusspräsentation der Master Thesis findet vom 17. bis 20. Oktober 2023 am Fachbereich Architektur der RPTU Kaiserslautern-Landau statt.