Nachruf
Der Fachbereich Architektur trauert um Professor Heinrich Ludwig Eissler, der am 08. November 2021 verstorben ist. Für den Fachbereich prägend ist sein Engagement für das ESA, dessen Initiator und Architekt er war.
Heinrich Eissler, 1931 in Konstanz geboren, gelangte über das väterliche Bauunternehmen zur Architektur. Er studierte an der TH Karlsruhe bei Egon Eiermann, Rudolf Büchner und Otto Ernst Schweizer. Als seinen Mentor betrachtete er Otto Haupt, bei dem er 1957 mit Auszeichnung diplomierte. Anschließend arbeitete er zunächst als Freier Architekt. „Pendelnd mit dem ersten eigenen Auto zwischen Karlsruhe und Freiburg im Breisgau, half ich dem älteren Karljörg Lieber bei mehreren Projekten, begann mit ihm zusammen die Planung für Schulhaus und Turnhalle im Heimatort meines Vaters und betreute diesen Bau in allen Werkplanungs- und Bauleitungsschritten. Derart verlief der Übergang von Lehre zu Beruf ohne Zäsur. Kleinere Aufträge und Wettbewerbserfolge folgten nach und mussten für Einkommen sorgen. Denn inzwischen war ich Familienvater geworden“, schreibt Eissler in seinen Erinnerungen. Von 1961 bis 1971 arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent an der TU Karlsruhe. Die ersten Jahre zwischen eigenem Büro und akademischer Lehre führten ihn nach eigenen Angaben an den Rand der Erschöpfung, aber auch zu der Erkenntnis, sich fortan auf die Tätigkeit an der Universität zu fokussieren. 1970 wurde er dort Lehrbeauftragter für Baukonstruktion sowie Mitglied des Werkbundes.
Bereits 1971 folgte die Berufung zum Professor an die (damalige) Universität Trier-Kaiserslautern. Im Rückblick schreibt Eissler: „Die Berufung erwies sich als glückliche Fügung und Erfüllung. Wie in Karlsruhe zwanzig Jahre zuvor, traf ich nun wieder eine Atmosphäre des guten Willens an, die vorantrieb, aber auch über Engpässe des jungen Lehrbetriebes hinweghalf.“ Von 1975 bis 1993 vertrat Eissler als Abteilungsvorstand das Fachgebiet Baukonstruktion und Entwerfen. Rund 1000 Studierende dürften im Lauf der Jahre in Vorlesungen und Übungen an ihm vorbei gegangen sein, rund fünfzig Gebäude konnte er realisieren. Sein wichtigstes bauliches Vermächtnis an den Fachbereich Architektur der TU Kaiserslautern ist das studentische Selbstbauprojekt ESA („EnergieSparende Architektur“), das unter seiner Leitung von 1981 bis 1987 am Waldrand des Campus errichtet wurde und seit 2019 unter Denkmalschutz steht. Das experimentelle Wohngebäude für Studierende ist ein frühes Beispiel dafür, wie die Architektur auf – heute wieder relevante – Fragen der Energieautarkie und des gemeinschaftlichen Wohnens reagieren kann; es wird derzeit von der Stiftung der TU Kaiserslautern saniert. 2009 wurde Heinrich Eissler zum Ehrenmitglied der Architektenkammer Rheinland-Pfalz ernannt. Er verstarb am 8. November 2021.