Pilgerort des Islams: Kaʿba in Mekka. Auszug des Kupferstiches (1774), in: Carsten Niebuhr, Description de l’Arabie, Kopenhagen 1774, Taf. XXI: ‚Plan de la Mecque / Vue de la Mecque‘. Digitalisat, gemeinfrei.
Pilgerorte und Erinnerungslandschaften im islamischen Raum
Die Lehrveranstaltung greift in diesem Semester Pilgerorte und Erinnerungslandschaften im islamischen Raum auf – als verflochtenes System aus Baukultur, Ritual, Politik und Infrastrukturnetzen. Betrachtet werden Schreine, Moscheen und Mausoleen sowie Prozessions- und Erschließungsräume; rituelle Praktiken (Hajj/ʿUmra, Ziyāra, Arbaʿīn); Governance und staatliche Symbolik; Mobilitäts-, Wasser-, Gesundheits- und Sicherheitsnetze samt digitaler Steuerung. Zeitlich reicht der Blick vom 10. bis zum 21. Jahrhundert, mit Schwerpunkten auf vormodernen Setzungen und ihren modernen Transformationen.
Geografische Fallräume sind die Arabische Halbinsel (Mekka, Medina, Miqāt-Orte), Irak (Karbala, Naǧaf, Sāmarrāʾ), Iran (Mašhad, Qom, Teheran–Rey), Anatolien/Istanbul (Sultanstürben), der Maghreb (Rabat) sowie Süd- und Zentralasien (Karatschi, Samarkand). Im Mittelpunkt stehen Raumtypen und Stadtgefüge, Erweiterungsphasen, Besucherströme und deren baulich-organisatorische Übersetzung. Ziel ist eine historisch fundierte, kritisch-reflektierende Auseinandersetzung jenseits funktionalistischer Deutungen und eurozentrischer Muster. Die Veranstaltung eröffnet eine präzise Perspektive auf Architektur als Medium religiöser Praxis, politischer Aushandlung und infrastruktureller Orchestrierung über Jahrhunderte hinweg.