Fragmentarisches

Aktuelle Forschungen zur Geschichte und Theorie der Architektur
Geschichte und Theorie der Architektur
Prof. Dr. Adria Daraban
Beginn:
09.11.23 10:00 Uhr
Ort:
am Fachgebiet R 120
„Über das Fragment läßt sich kaum schreiben. Es ist kein Gegenstand, es ist kein Genre, und es macht noch kein Werk. […] Das Fragment wäre demnach ein Moment der Denklust; […] das, was aus der Lust ein ‚Moment‘ macht.“ So schreiben die französischen Philosophen Phillipe Lacoue-Labarthe und Jean-Luc Nancy in ihrem Beitrag "Noli me frangere". Fragmentarisch können sowohl künstlerische Werke und Gebäude als auch Theorien sein. Wie das Fragment selbst erscheint auch der Begriff fragmentarisch, das Fragment entzieht sich vollständigen Definitionen oder Klassifizierungen. Reste, Risse, Lücken oder Brüche geben der Kunst einen neuen Ausdruck; verstummende Stimmen, abgebrochene Gesten, unvollendete Verse, Dissonanzen und Verfremdungen verändern Klang und Bild aller Formen der Darstellung und des künstlerischen Ausdrucks.
Die Auseinandersetzung mit dem Fragment als Gegenstand und Werkzeug der Theorie verhilft uns dazu, Tendenzen und Konzepte in der Architekturgeschichte aufzudecken, die sich von der Idee der Vollendung und der Perfektion lösen, um stattdessen die Fragilität der fragmentarischen Raumordnung zu entdecken und zu praktizieren. Die Erscheinungsformen des Fragmentarischen in der Architektur bleiben nicht beim Bild des Bruchstückhaften, Unvollkommenen oder Zerstörten stehen; stattdessen verkörpern sie die Idee einer offenen, ambiguen und dynamischen Raumordnung. Wir werden im Rahmen des Seminars architektonische, künstlerische und literarische Strategien des Fragmentarischen untersuchen und diskutieren. Ein Bestandteil des Seminars sind textliche und zeichnerische Analysen von ausgewählten Bauwerken. Anmeldungen an adria.daraban@rptu.de