BETON WIEDERVERWENDEN
Mit Gästen aus Aachen, Basel, Cottbus, Kaiserslautern und Winterthur diskutieren wir einen intensiven Nachmittag lang über die Möglichkeiten und Grenzen der Wiederverwendung von Beton – ein Thema, das wir im Kontext des kreislaufgerechten Bauens für bedeutsam halten. Denn einerseits ist Beton, obschon ressourcenintensiv und klimaschädlich in der Herstellung, für viele konstruktive Anwendungen im Bauen nach wie vor schwer zu ersetzen. Andererseits steht jetzt und in den kommenden Jahrzehnten potentiell wiederverwendbares Material in riesigen Quantitäten zur Verfügung, da vermehrt die betonlastig konstruierten Bauten der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts abgebrochen werden. Mit unseren Gästen wollen wir der Frage nachgehen, inwiefern die Wiederverwendung ganzer Bauteile aus Beton – rückgebaute präfabrizierte Elemente oder aus Ortbeton geschnitten oder gebrochen – eine Alternative zur bislang ökologisch meist unbefriedigenden Praxis des Betonrecyclings darstellen könnte. Dabei interessieren uns sowohl prozessuale Aspekte als auch Fragen des Lösens und (neu) Fügens und natürlich die Potentiale für den architektonischen Entwurf.
Prof. Dr. Angelika Mettke ist Bauingenieurin und leitet an der BTU Cottbus-Senftenberg das Fachgebiet Bauliches Recycling. Bereits seit mehr als 20 Jahren leistet Sie in wegweisenden Forschungs- und Pilotprojekten Pionierarbeit in der Wiederverwendung von Betongrosstafelbau-Elementen, so beispielsweise bei der Realisierung von Stadtvillen aus den Elementen rückgebauter Plattenbauten in Cottbus. Aktuell engagiert sie sich z.B. im Rahmen der internationalen Forschungskooperative ReCreate.
Christian Roth und Jonas Läufer sind Gründungsmitglieder des Kollektivs Baukreisel e.V., Roth promoviert derzeit an der FH Aachen. Im Rahmen des Bauhaus Erde Fellowship Programms untersuchen sie Möglichkeiten der Wiederverwendung von rückgebautem Betontragwerken als strukturelle Elemente in neuen Konstruktionen. Aktuell forschen sie z.B. zu low tech Lösungen für Fundamente, Wände und Decken aus Betonbruch mit reduziertem Einsatz von Frischbeton.
Adrian Kiesel ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut konstruktives Entwerfen der ZHAW Winterthur und promoviert aktuell an der ETH Zürich. Schon seine Masterarbeit befasste sich mit dem Thema der Wiederverwendung von Beton und legte den Grundstein für anschliessende Wettbewerbserfolge in der Praxis. Soeben hat er in Winterthur den ersten Prototyp eines strukturellen Bausystems aus wiederverwendeten Betonbauteilen eingeweiht, das an der ZHAW entwickelt wird.
Prof. Dirk Bayer, Anna Baber und Florian Lapport bedürfen als Leiter, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promotionsstipendiat des Fachgebiets Methodik des Entwerfens am Fachbereich Architektur der RPTU keiner Vorstellung. Weniger bekannt ist hingegen womöglich, dass sie die Potentiale nachträglich gefräster Verbindungen von wiederverwendeten Betonelementen untersuchen und bereit sind, Einblick in die Versuchsphase zu gewähren.
Carla Ferrando ist Gründungspartnerin des 2021 gegründeten Architekturbüros Parabase mit Standbeinen in Basel, Barcelona und Mexico City. 2023 konnten Parabase den Wettbewerb für eine innovative Siedlung mit rund 150 Wohnungen im Basler Areal Walkeweg für sich entscheiden. Seitdem entwickeln sie in Basel die größte Wohnsiedlung der Schweiz, deren Ausdruck und Struktur massgeblich von wiederverwendeten Betonelementen bestimmt ist.
Wir freuen uns auf spannende Beiträge, einen angeregten Austausch und auf den anschliessenden Apéro!
herzliche Grüsse
Eva Stricker und das KEA-Team